• In der Stimmlage kann sich der Gesundheitszustand widerspiegeln
  • Datengrundlage der Studie nur möglich dank Telemedizin
  • Patient:innen sind der wichtigste Input für die Entwicklung

Im Rahmen des Forschungsprojekts UNISONO kamen am 13.Februar 2023 Patient:innen von zwei lokalen Selbsthilfegruppen (Selbsthilfegruppe Herzinsuffizienz Würzburg und ICD-Selbsthilfegruppe Unterfranken) in den Räumlichkeiten des Geflügelzuchtvereins Heidingsfeld in Würzburg zusammen. Sie sollten gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg, der Zana Technologies GmbH und cosinuss° den Mehrwert und die Alltagstauglichkeit eines Telemonitorings von Vitalparametern inklusive der Stimme ausprobieren und ihre Einschätzungen sowie ihre Verbesserungswünsche kommunizieren.

In dem gemeinsamen Forschungsprojekt soll – ausgehend von der Hypothese, dass Wassereinlagerungen bei Herzinsuffizienz-Patienten:innen die Lippen der Stimmbänder beeinträchtigen – untersucht werden, ob eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes anhand kleinster Schwankungen in der Stimmlage frühzeitig erkannt werden kann. Der Im-Ohr Sensor von cosinuss° zur mobilen Messung von Vitalparametern im Alltag dient dabei als die objektive Referenz des Gesundheitszustandes. Das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz am Uniklinikum Würzburg startet mit einer ersten Datenerhebung im März 2023.

Die Zana Technologies GmbH entwickelt die intelligente Stimmanalyse und die Smartphone-Applikation zur digitalen Durchführung der Studie. Für die alltagstaugliche Messtechnik in Form eines 6,5 Gramm leichten Sensors im Ohr mit eingebautem Mikrofon ist das Münchner Medizintechnikunternehmen cosinuss° verantwortlich.

An diesem Nachmittag stellten sich die drei Partner den Fragen der betroffenen Patient:innnen und sammelten viele wertvolle Erkenntnisse zur Optimierung der Studie, sowie jede Menge kreativen Input, die den Bedürfnissen der überaus interessierten Gruppe später einmal von Nutzen sein sollten. Das langfristige Ziel des Vorhaben ist es, Krankenhausaufenthalte vorzubeugen und eine individuelle Therapie zu ermöglichen, welche die Lebensqualität der Patient:innen wesentlich steigern kann. Ein solcher Austausch mit höchst engagierten und mündigen Patient:innen ist nicht nur motivierend, sondern dient auch in großem Maße dem Fortschritt in der Forschung.

„Die Entwicklung intelligenter Algorithmen braucht Trainingsdaten von möglichst vielen unterschiedlichsten Proband:innen aus realen Situationen.
Nur die telemetrische Erfassung inklusive kontinuierlicher Vitalparameter-Messung im Alltag schafft derartige Grundlagen.“

Dr. rer. nat. Michael Weber, Leiter Forschung & Wissenschaft cosinuss°

An drei Stationen konnten die Teilnehmer:innen ihr Feedback in die Entwicklung einfließen lassen. Die Benutzerfreundlichkeit der App wurde von Dr. Julia Hoxha getestet, die die Teilnehmer:rinnen frei entdecken ließ, wie sie die Smartphone-Anwendung nutzen können. Anschließend wurden die Patient:innen durch einen Feedback-Fragebogen geführt. Die geplanten Sprechübungen aus der App konnten vor Ort mit Marlene Kessler getestet werden, um zu erfahren, ob die Sprachübungen und Sprechtexte zu sehr standardisiert sind oder mehr Abwechslung und Motivation fördern sollten.

An der letzten Station konnten die Teilnehmer die Vitalparameter-Messtechnologie von cosinuss° ausprobieren und ihre Vitaldaten auf dem Bildschirm verfolgen. Die erste Anwendung ohne Hilfestellung fiel den meisten Teilnehmern leicht, da viele von ihnen z.B. Erfahrung mit Hörgeräten haben und generell technisch sehr versiert sind. Wann und wie oft der Sensor getragen werden sollte, darüber gab es unterschiedliche Meinungen, die von zur Arbeit gehen bis zum Tragen über Nacht reichten. Es gab Stimmen, die das symmetrische Tragegefühl von zwei Ohrstöpseln ähnlich wie bei Kopfhörern bevorzugen würden. Insgesamt wurde das Tragegefühl mit Worten wie „weich“ und „anschmiegsam“ recht positiv bewertet.

Zuletzt entstand eine lebhafte Diskussion mit den anwesenden Ärzten und Entwicklern über den Umgang mit Informationen zur eigenen Erkrankung im digitalen Zeitalter. Je nach persönlicher Einstellung kann das ständige Wissen um oder der Zugriff auf den eigenen Gesundheitszustand und Krankheitsinformationen bestärkend oder aber auch verunsichernd bzw. belastend sein. Dr. Fabian Kerwagen wies in diesem Zusammenhang besonders darauf hin, dass Patient:innen beim Telemonitoring für Herzinsuffizienz von Ärztinnen und Ärzten in einem Telemedizinzentrum begleitet und überwacht und somit mit der fachlichen Einschätzung der Daten nicht allein gelassen werden. Als letzten Wunsch äußerten die Teilnehmer:innen, dass die Aufgaben der Stimmübungen und der Vitalparametermessung so gestaltet werden sollten, dass sie zur tatsächlichen Nutzung mit dem Erreichen kleiner persönlicher Ziele motivieren und anregen. Alle im Projekt waren sich letztlich einig – nur durch die Akzeptanz und Mithilfe der Patienten:innen kann ein solcher Datenschatz gehoben werden.

Author

  • Gerrit Schweiger

    B.A. Kommunikationsdesigner und UX/UI Designer mit Schwerpunkt auf Digitalisierung im Gesundheitswesen. // B.A. Communication Designer and UX/UI Designer with a focus on digitalization in healthcare.

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